Bautechnologie 372 4.3 Klimabedingter Feuchteschutz Bautechnologie Der klimabedingte Feuchteschutz hat das Ziel, Gebäude und Bauteile vor unzulässiger Feuchteeinwirkung von innen und außen zu schützen. Dabei unterscheidet man verschiedene Feuchteeinwirkungen, da Feuchtigkeit sowohl über das Erdreich oder durch Schlagregen als auch durch Dampfdiffusion oder -konvektion sowie durch erhöhte Produktionsfeuchte beim Bau eindringt. 4.3.1 Grundlagen des Feuchteschutzes Bevor auf konkrete Maßnahmen zum Feuchteschutz und auf die unterschiedlichen Einwirkungsformen eingegangen wird, folgen zunächst einige Grundlagen zum Thema. Relative Luftfeuchte Luft kann Feuchtigkeit in Form von Wasserdampf aufnehmen, wobei die maximal aufnehmbare Menge mit der Temperatur steigt. Der Zusammenhang ist exponentiell und wird als Sättigungsdampfdruckkurve über die Temperatur aufgetragen (Abb. 1). Für viele praktische Belange ist weniger die absolute Luftfeuchtigkeit entscheidend, als vielmehr der Relativwert aus absoluter Luftfeuchtigkeit, bezogen auf die bei gleicher Temperatur maximal mögliche Luftfeuchtigkeit. Dies ist die relative Luftfeuchtigkeit, häufig mit φ bezeichnet und in Prozent angegeben. Feuchtegehalt Wie viel Wasser sich in einem Baustoff befindet, wird mit dem Feuchtegehalt u angegeben. Hierfür ist sowohl das Volumen als auch die Baustoffmasse als Bezugsgröße üblich, sodass der Feuchtegehalt beispielsweise in kg Wasser (Mw) pro m³ Baustoff (Vm) angegeben werden kann. Ebenso üblich sind folgende Angaben: m³ Wasser pro m³ Baustoff oder kg Wasser pro kg Baustoff oder diese multipliziert mit 100, um Volumen- oder Masseprozent zu erfassen. Der Umrechnungsfaktor für den volumenbezogenen Feuchtegehalt uV ist die Wasserdichte ρw, für den massebezogenen Feuchtegehalt uM die Materialdichte ρm. Abb. 1: Sättigungsdampfdruck der Luft als Funktion der Temperatur 0 1.000 2.000 3.000 4.000 0 10 20 30 -10 °C Pa Temperatur Dampfdruck Feuchtespeicherung und Ausgleichsfeuchte Baustoffe können Feuchtigkeit aufnehmen und sie an den Innenoberflächen der Porenstruktur und Kapillaren lagern (Sorption oder Feuchtespeicherung). Erhöht sich die relative Luftfeuchte bei gleicher Temperatur, nehmen Baustoffe mehr Feuchtigkeit auf und speichern sie. Sinkt die relative Luftfeuchte, können sie die überschüssige Feuchtigkeit wieder abgeben. Aus diesem Prozess ergibt sich die Feuchtespeicherfunktion oder Sorptionsisotherme – eine Materialeigenschaft, die den im Gleichgewicht befindlichen Feuchtegehalt als Funktion der relativen Luftfeuchte bei konstanter Temperatur angibt. Dieser Zusammenhang schlägt sich in der sogenannten Feuchtepufferwirkung nieder. Baustoffe, die im normalen Luftfeuchtebereich viel Feuchtigkeit speichern können, verfügen also auch über eine gute Feuchtepufferwirkung. Sie können bei erhöhter Feuchtebelastung – wenn beispielsweise viele Menschen in einem Versammlungsraum zusammenkommen – die entstehende Feuchtigkeit aufnehmen und speichern. Ist die Belastung vorüber, geben die Baustoffe die gespeicherte Feuchtigkeit wieder an die Raumluft ab, deren Feuchtigkeit damit auf einem behaglichen Niveau verbleibt. Die Baustoffe wirken also raumklimaregulierend. Doch auch für den mittleren Feuchtegehalt (wie er unter Normalbedingungen vorhanden ist) spielt die Feuchtespeicherfunktion der Wandbaustoffe eine Rolle (Ausgleichsfeuchte).
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