Das Dämmbuch | 3. Auflage

113 Multipor Innendämmsysteme 4 Multipor Innendämmsysteme 4.0 Allgemeine Einführung und Planung 4.1 Prof. Dr.-Ing. Hartwig M. Künzel vom Fraunhofer-Institut Holzkirchen zum Thema bauphysikalische Nachweise von Innendämmsystemen: Beim Thema Feuchtetransport durch Bauteile denkt der Praktiker in erster Linie an Dampfdiffusion, Taupunkt und das Glaserverfahren in der DIN 4108. Wird ein Bauteil nach Glaser als unbedenklich eingestuft, so sind für den Planer alle relevanten Punkte geklärt. Erst wenn unerwartete Feuchteschäden auftreten oder das geplante Bauteil bei der Normberechnung nach Glaser durchfällt, wird nach alternativen Beurteilungsmöglichkeiten gesucht. Die winterliche Tauwasserbildung durch die Dampfdiffusion stellt nur eine von vielen Feuchtebelastungen dar, so dass die positive Bewertung nach DIN 4108 eine nicht vorhandene Feuchtesicherheit vortäuschen kann. Raumluftkonvektion, Niederschlag oder aufsteigende Feuchte sind hierbei unberücksichtigt. Gleiches gilt für die Baufeuchte, die aufgrund des heutigen Termindrucks immer problematischer wird. Um auch diese Einflüsse erfassen zu können, muss man vom einfachen stationären Bewertungsverfahren nach Glaser zur realitätsnahen Simulation der Feuchteverhältnisse in Bauteilen wechseln, wobei sich speziell entwickelte instationäre Rechenverfahren als zuverlässige und praxisnahe Lösung durchsetzten, auf die im Neuentwurf der DIN 4108-3 hingewiesen wird. Das inzwischen weit verbreitete instationäre Simulationsmodell WUFI® (siehe auch Kapitel 7) analysiert die Voraussetzungen in Bezug auf Material- und Klimadaten sowie die Genauigkeit der Berechnungen und bietet damit auch für die Praxis zahlreiche Vorteile. So sind die folgenden Einsatzbereiche und Aussagemöglichkeiten in Bezug auf das klimabedingte hygrothermische Bauteilverhalten zu nennen, die über die bisherigen Beurteilungsmöglichkeiten nach Glaser deutlich hinausgehen: ■ Reale Tauwassersituation während der Heizperiode unter Berücksichtigung von Wasserdampfsorption und Kapillarleitung ■ Austrocknen von Baufeuchte ■ Sommerkondensation durch Umkehrdiffusion ■ Solare Einstrahlung, Schlagregenbelastung und Oberflächenbetauung bei Dächern und Fassaden ■ Feuchteeinfluss auf Energiehaushalt Die Ergebnisse für Feuchte und Temperatur im Bauteil sind in beliebiger Orts- und Zeitauflösung verfügbar und können verwendet werden zur: ■ Extrapolation von Versuchsergebnissen ■ Übertragung von bewährten Konstruktionen auf andere Klimaverhältnisse ■ Planung von Neubau-, Umbau- und Sanierungsmaßnahmen ■ Entwicklung und Optimierung von Bauprodukten ■ Ermittlung von maximal zulässigen Raumluftfeuchtelasten ■ Bestimmung der hygrothermischen Einsatzvoraussetzungen und Anwendungsgrenzen von Baustoffen und -teilen Die aufgezeigten Vorteile führten in den zurückliegenden Jahren vor allem im Bereich der Altbausanierung zu einer starken Nachfrage nach rechnerischen Untersuchungen, da Standardlösungen häufig versagen. Die Multipor Mineraldämmplatte WI wurde bereits vielfach und mit wachsendem Erfolg in der Innendämmung eingesetzt. Da dieses Produkt in der „WUFI®-Datenbank“ hinterlegt ist, sind jederzeit instationäre Berechnungen für unterschiedlichste Bauteilaufbauten möglich. 1997 wurde auf Initiative der WTA (Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege) eine WTA-Arbeitsgruppe gebildet, um praxisrelevante Richtlinien zu erstellen und einen geregelten Einsatz von hygrothermischen Simulationsverfahren im Bauwesen zu schaffen.

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