250 Bauphysik 7 Wärmeschutz Wärmebrücken 7.1 7.1.3 Wärmebrücken können einen negativen Zahlenwert annehmen. Dies wird am Beispiel einer Außenecke erläutert. Eine Außenecke ist eine sogenannte geometrische Wärmebrücke. Der längenbezogene Wärmedurchgangskoeffizient bezieht sich auf das Außenmaß. Eine Außenecke mit einer Kantenlänge von 1 m ist gegenüber einer geradlinigen Wand stärker gedämmt, denn die Innenabwicklung der Außenecke ist kürzer als die der geraden Wand. Im Vergleich ist daher die Außenecke besser gedämmt als die gleich lange gerade Wand, was sich in einem negativen Wert des Wärmebrückenkoeffizienten bemerkbar macht. Im Vergleich zum ungestörten Bereich ist dieser dann mit einer Energieeinsparung gleichzusetzen. Ein Wärmebrückenkoeffizient mit negativem Wert ist gleichbedeutend mit einer Wärmebrückengutschrift. Die Ermittlung des längenbezogenen Wärmedurchgangskoeffizienten kann anhand von Abbildung 1 „Auszug Wärmebrückenberechnung mit Psi-Therm 2D“ verdeutlicht werden. Ein Rechenprogramm ermittelt den Wärmestrom durch die dargestellte Gebäudeecke mit einer Kantenlänge von mindestens 1 m. Dieser Wert wird verglichen mit dem Wärmestrom, der durch ein ungestörtes Bauteil mit gleicher Außenlänge geht. Ist die Differenz zwischen dem rechnerischen Wärmestrom abzüglich des Wärmestroms des ungestörten Bereichs positiv, so gibt das Ergebnis die zusätzlich zu berücksichtigenden Wärmeverluste an. Ist das Ergebnis negativ – wie bei der dargestellten Außenecke – so bedeutet dies eine Wärmebrückengutschrift und Energieeinsparung. Wärmebrücken nehmen immer Einfluss auf die Gesamtrechnung zum Energiebedarf eines Gebäudes – eine genauere Planung und Berechnung der einzelnen Wärmebrücken ermöglicht hier deutliche Ersparnisse gegenüber den pauschalierten Werten nach DIN 4108. Die Summe der Wärmebrückenberechnungen der nachfolgenden Seite ist negativ. Grund dafür ist, dass die Wärmebrücken in diesem Beispiel durchdacht geplant und optimiert sind, sodass die Wärmebrücken keinen negativen Einfluss auf die Energiebilanz des Gebäudes haben. Insbesondere bei gut gedämmten Gebäuden zeigt sich, dass die Wärmebrückenberechnung gegenüber den Pauschalwerten nach DIN 4108 bessere Werte liefern kann. Bei konsequenter und durchdachter Planung, bei der die Summe aller Wärmebrücken negativ ist, kann man auch von einer sogenannten wärmebrückenfreien Gebäudehülle sprechen, da die Wärmebrücken dann rechnerisch nicht zu berücksichtigen sind. Gemäß der EnEV 2014 kann man den Einfluss der Wärmebrücken ohne rechnerischen Nachweis mit einem Aufschlag von ΔU WB = 0,10 W/(m2K) berücksichtigen. Bei Einhaltung der DIN 4108, Beiblatt 2 kann dieser Zuschlag auf ΔU WB = 0,05 W/(m2K) reduziert werden. Es zeigt sich, dass durchdacht geplante Wärmebrücken einen deutlichen Beitrag zur Reduzierung der Transmissionswärmeverluste leisten und dass eine gute Wärmebrückenplanung sich langfristig bezahlt macht. ΔU WB = 0,10 W/(m2K) bedeutet als Faustformel einen zusätzlichen Heizwärmebedarf von 1 m³ Gas pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr. Für ein Wohnhaus mit einer Wohnfläche von 150 m² bedeutet dies bei ungünstiger Ausführung der Anschlussdetails einen Mehrverbrauch von 150 l Gas pro Jahr. Es wird deutlich, dass sich eine Reduzierung von Wärmebrückenverlusten und eine entsprechende Berechnung auszahlen und langfristig Energie einsparen. Abb. 1: Auszug Wärmebrückenberechnung mit Psi-Therm 2D
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