Das Dämmbuch | 3. Auflage

25 Der Sachverständige bestätigte zunächst den optisch einwandfreien Zustand der Gebäudehülle und betonte: „Die Vergrauungen sind vor allem auf Staub-Immissionen aus der Umgebung zurückzuführen. Ansätze von mikrobiellem Befall waren nicht erkennbar.“ Zur genaueren Prüfung legte der Sachverständige insgesamt vier kritische Stellen auf der Wetterseite des Hauses fest. Zunächst wurde an einer Fensterecke im ersten Stock eine Öffnung vorgenommen sowie eine weitere im Erdgeschoss im Bereich einer Fensterbank. Das Ergebnis: In beiden Fällen zeigte das Multipor Wärmedämm-Verbundsystem keinerlei Auffälligkeiten. Feuchteeintritte und Hohlstellen waren weder hinter der rissfrei gebliebenen Deckschicht noch bei den diesbezüglich gefährdeten An- und Abschlüssen der Deckschicht erkennbar. Ebenfalls konnten vom Gutachter keine Ansätze von Algen und Pilzen nachgewiesen werden, die bei Wärmedämm-Verbundsystemen oft Ursache für Reklamationen sind. Im Gutachten wird dies darauf zurückgeführt, dass die Systemkomponenten aus bewehrtem Unterputz, mineralischem Oberputz sowie mineralischem Dämmstoff eine homogene Einheit bilden. „Das mineralische System,“ so die Expertise, „nimmt einerseits Feuchtigkeit auf und trocknet andererseits rasch wieder ab.“ Damit stehe die wichtigste Lebensgrundlage für mikrobiellen Befall, nämlich Feuchtigkeit, nicht ausreichend zur Verfügung. Da das Ergebnis an zwei äußerst kritischen Stellen positiv ausgefallen war, wurde auf das Öffnen der beiden anderen ursprünglich vorgesehenen Stellen verzichtet, um eine offensichtlich intakte Fassade nicht unnötig zu zerstören. Untersuchungen der entnommenen Proben im Labor der Xella Technologie- und Forschungsgesellschaft mbH bestätigten die Feststellungen des Gutachters bezüglich des trockenen Zustands und des Lambdawerts. Michael Hladik – der Gutachter Michael Hladik ist allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Putze und WärmedämmVerbundsysteme. Er gründete 1987 die Österreichische Arbeitsgemeinschaft Putz (ÖAP) und war bis 2002 deren Präsident. Als langjähriger Mitarbeiter in diversen Ausschüssen des Österreichischen Normungsinstituts ÖN und als Mitglied der Österreichischen Gesellschaften für Baurecht ÖGEBAU und Thermografie ÖGfTh erweiterte Michael Hladik sein Kompetenzgebiet. In Natters bei Innsbruck ist der 1949 geborene Hladik Inhaber des Sachverständigenbüros für Bauschädendiagnostik, Beweissicherung und Gutachten. Er blickt auf mehr als 40 Jahre Berufserfahrung im Bauwesen zurück, ist Herausgeber von Fachliteratur und ist seit mehr als zwei Jahrzehnten in allen deutschsprachigen Ländern als Fachreferent tätig. Zuletzt gründete er die Österreichische Arbeitsgemeinschaft Fensterbank.

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