281 Bauphysik Feuchteschutz Tauwasser- und Schimmelschutz 7.2 7.2.4 Der f Rsi -Wert ist ein Maß, um die Sicherheit einer Baukonstruktion hinsichtlich einer Schimmelbildung zu gewährleisten. Dabei wird von stationären Randbedingungen ausgegangen. Der f Rsi -Wert beschreibt das Verhältnis der Temperaturdifferenzen zwischen Wandinnenoberfläche zu Außentemperatur gegenüber der Differenz von Innen- und Außentemperatur. Unter der Annahme einer Rauminnentemperatur von 20 °C, einer relativen Luftfeuchte von 50% sowie einer Außentemperatur von -5 °C ist bei Einhaltung des Wertes ≥ 0,7 gewährleistet, dass die relative Luftfeuchte an der Wandinnenfläche< 80% bleibt und somit kein Schimmel entstehen kann. Formel f Rsi = θ si –θ e θ i –θ e ≥ 0,7 Basierend auf den Anforderungen der DIN 4108-3 bedürfen Wandkonstruktionen zudem eines Feuchteschutznachweises, um Tauwasserausfall innerhalb der Konstruktion zu reduzieren. Der Nachweis kann jedoch entfallen, sofern bestimmte Kriterien hinsichtlich der thermischen Bauteilwiderstände sowie der hygrischen Baustoffeigenschaften eingehalten werden: Der thermische Widerstand der Dämmschicht begrenzt sich dadurch bei Wänden mit Innendämmung beispielsweise auf R≤ 1,0 m²K/W (entspricht einer Dämmstoffdicke von ca. 4 bis 5 cm). Gleichzeitig ist es wichtig, einen Wert von s d ≥ 0,5 m bezüglich des Diffusionswiderstands der inneren Schichten (Dämmung + raumseitiger Abschluss) einzuhalten. Zum Nachweis des Tauwasserschutzes kann das in DIN 4108-3 geregelte Nachweisverfahren verwendet werden. Das sogenannte Glaserverfahren stellt dabei ein vereinfachtes Rechenverfahren dar, das die Wärmeleitung und die Dampfdiffusion unter stationären Randbedingungen berechnet. Damit lässt sich also ermitteln, ob und wo es unter stationären Winterbedingungen zu einem Tauwasserausfall innerhalb der Konstruktion kommt und wie groß die ausfallende Tauwassermenge ist. Der Norm folgend sollte sie auf 1 kg/m² und Jahr beschränkt sein (bei feuchtesensitiven Untergrundmaterialien auf 0,5 kg/m²). Gleichzeitig ist nachzuweisen, dass das im Winter ausgefallene Kondensat im Sommer vollständig verdunsten kann. Das Glaserverfahren vernachlässigt durch den vereinfachten Ansatz bauphysikalische Eigenschaften wie Wärmeaufnahme, -abgabe und -speicherung sowie Feuchteaufnahme, -abgabe und -speicherung. Auch veränderliche Klimabedingungen bleiben unberücksichtigt. Moderne Innendämm-Maßnahmen – beispielsweise mit dem kapillaraktiven und diffusionsoffenen Multipor Innendämmsystem WI – können daher mit dem zuvor beschriebenen Verfahren nicht nachgewiesen werden. Durch die rechnerische Vernachlässigung der kapillaraktiven Eigenschaften ist ein Nachweis nach Glaser nicht möglich. Der Flüssigkeitstransport innerhalb des Dämmstoffs zur Wandinnenseite sorgt aber real dafür, dass es zu keinem Tauwasseranfall innerhalb der Konstruktion kommt. Dies ist durch schadensfreie langjährige Praxiserfahrung vieler Projekte belegt. Zum rechnerischen Nachweis stehen numerische instationäre Rechenverfahren zur Verfügung, die die oben beschriebenen bauphysikalischen Eigenschaften berücksichtigen. Mit den Programmen WUFI® des IBP Holzkirchen sowie Delphin des IBK der TU Dresden stehen ferner zwei geeignete Softwarelösungen zur Verfügung. Die Anwendung einer hygrothermischen Bauteilberechnung ist nach DIN EN 15026 geregelt. Die Anforderungen der DIN EN 15026 an eine instationäre Berechnung werden von beiden Programmen erfüllt. Die Rechenergebnisse eingebauter Innendämmungen stimmen dabei mit den Praxiserfahrungen überein (siehe auch Kapitel 7.2.5). Somit lassen sich mit den beiden Programmen kapillaraktive Innendämmsysteme normgerecht nachweisen. Schimmelschutz Sofern die zuvor aufgeführten Regeln zum Tauwasserschutz eingehalten werden, stellt dies eine größtmögliche Prävention gegen Schimmelbildung dar. Dabei besteht das Multipor Innendämmsystem WI ausschließlich aus mineralischen Bestandteilen, die dem Schimmel keinen Nährboden bieten. Die ergänzende Einhaltung einer ausreichenden Innenoberflächentemperatur sorgt dann für einen einwandfreien Schimmelschutz und gleichzeitig für ein angenehmes Raumklima. Hier kann Multipor über seine Poren Luftfeuchtigkeit aufnehmen, kapillar transportieren und als diffusionsoffener Baustoff auch wieder abgeben. Im Ergebnis entstehen trockene Bauteiloberflächen mit hoher Alkalität, die Schimmelpilzen kaum Lebensbedingungen bieten. Vereinfacht kann man sagen: Bleibt die Konstruktion an der Wandinnenseite trocken – also unter der Ausgleichsfeuchte u 80 –, bleibt sie auch schimmelfrei!
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