283 Bauphysik Feuchteschutz Funktionsweise von Innendämmsystemen 7.2 7.2.5 Außen Verlauf vonTemperatur undDampfdruck Kondensatanfall Innen Hoher Dampfstrom Kapillarer Flüssigkeitstransport Beide Varianten werden im Folgenden hinsichtlich ihrer Wirkmechanismen kurz vorgestellt. Diffusionsbremsende Innendämmung Das Prinzip der diffusionsbremsenden Innendämmung ist in Abbildung 1 dargestellt. Angedeutet ist eine Mauerwerkswand, auf die eine Innendämmung, beispielsweise mit Mineralwolle, aufgebracht wurde. Um den Dampfdiffusionsstrom in die Dämmung zu unterbinden, muss ein solches System mit einer dampfbremsenden Folie auf der Rauminnenseite ausgeführt werden. Den raumseitigen Abschluss bildet in der Regel eine mit Bauplatten (z.B. Gipsfaserplatten) hergestellte Schicht, die gleichfalls eine Schutzfunktion gegen mechanische Beschädigung der Folie übernimmt. Sichtbar ist, dass diese Art der Dämmung nur dann funktionieren kann, wenn tatsächlich der Wasserdampf „abgebremst“ wird. Stellen sich ausführungsbedingt Fehlstellen ein, so tritt schnell eine Situation ein, die mit dem Stöpselziehen in der Badewanne vergleichbar ist. Größere Mengen an Wasserdampf treten aufgrund des vorhandenen Druckunterschieds in die Konstruktion ein, kondensieren und können nur nach außen austrocknen – eine eher seltene Austrocknungsrichtung unter winterlichen Bedingungen. Anhand von Abbildung 1 wird deutlich, dass der Diffusionswiderstand der Dampfbremsfolie ausreichend groß sein muss, damit es nicht zu einer Kondensatbildung an der kalten Seite der Dämmung und damit zu einer möglichen Beeinträchtigung sowohl der Bestandskonstruktion als auch des Dämmstoffs und dessen Dämmwirkung kommen kann. Ein solches System erfordert überdies zur Vermeidung der „Stöpseltrocknung“ eine sehr große Sorgfalt bei der Ausführung, insbesondere bei Folienstößen, Anschlüssen (Fenster, Fußboden, Decke) und Durchbrüchen (Rohrleitungen, Steckdosen etc.). Auch darf nicht vergessen werden, dass mit der Anbringung von Folien auf der Rauminnenseite die Abpufferung von Feuchtelasten in den Räumen durch die angrenzenden Bauteilen ausbleibt. Dies führt zwangsläufig zu längeren Lüftungszeiten (bei Fensterlüftung) und/oder höheren relativen Feuchten im Raum, wenn bei Lüftungsanlagen keine feuchteabhängigen Lüftungsraten möglich sind. Gefahr einer diffusionsbremsenden Innendämmung Die Abbildung 2 zeigt deutlich die Gefahr einer diffusionsbremsenden Innendämmung. Eine beschädigte Dampfbremse – z.B. durch einen Bohrer, eine nachträglich eingebaute Steckdose oder eine mangelhafte Ausführung – hebt die dampfbremsende Wirkung an der Stelle auf und verändert zudem den Lauf der Dampfdrucklinie über den Querschnitt. Es wird Feuchte in Form von Wasserdampf in die Konstruktion eingetragen, der am Übergang zwischen z.B. Dämmung und Wand zu Kondensatausfall führen kann. Diffusionsoffene, kapillaraktive Innendämmung Das Prinzip einer diffusionsoffenen, kapillaraktiven Innendämmung ist in Abbildung 3 dargestellt. Auf einer bestehenden oder neu errichteten Mauerwerkswand wird ein Innendämmsystem aufgebracht, das aus kapillaraktiven Dämmplatten (z.B. Multipor) und einem Klebemörtel zur Befestigung auf der Bestandskonstruktion besteht. Den inneren Wandabschluss bildet in der Regel ein Dünnputz oder eine Verspachtelung. Aber auch eine raumseitige Ergänzung mit Gipsfaserplatte (z. B. zur Aufnahme von Wandfliesen) ist möglich. Während bei der diffusionsbremsenden Innendämmung entweder ein System (Faserdämmstoff und Dampfbremsfolie) oder ein einzelner Baustoff (Kunststoffschaum) die Eigenschaften für Wärmedämmung und Diffusionswiderstand mitbringen, funktioniert die kapillaraktive Innendämmung immer als Baustoffsystem. Dieses besteht aus dem diffusionsoffenen, kapillaraktiven Dämmstoff und dem zugehörigen Klebemörtel. Der Klebemörtel muss im Vergleich zum Dämmstoff eine höhere Wärmeleitfähigkeit, einen größeren Diffusionswiderstand und eine geringere Flüssigwasserleitfähigkeit besitzen. Abb. 3: Prinzip der Funktionsweise einer diffusionsoffenen Innendämmung
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